Der Hintermann nicht immer zu 100 % …

Nach einem Auffahrunfall sitzen Sie geschockt am Steuer: Nichts deutete den Crash an, plötzlich knallt es von hinten, als Sie vor einer roten Ampel stehen. Bei diesem Auffahrunfall scheint die Schuldfrage klar zu sein. Die Szenarioanalyse in diesem Ratgeber wird auch andere Auffahrunfälle beleuchten: Änderung der Fahrtrichtung, Spurwechsel, grundlose Bremsmanöver und Tiere können die Haftungsquote von 100:0 verschieben!

Kurz & knapp: 60-Sekunden-Update zum Auffahrunfall

  1. § 4 der Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt einen ausreichenden Sicherheitsabstand für alle Verkehrsteilnehmer zur Prävention von Auffahrunfällen vor: Der Abstand zweier Fahrzeuge sollte mindestens die Hälfte des Tachos betragen.
  2. Dem Anscheinsbeweis nach hat der Hintermann Schuld am Auffahrunfall, weil er zu wenig Abstand gehalten hat und / oder Unachtsamkeit vorlag: Im Einzelfall kann dieser Anschein entkräftet werden, der Vorausfahrende kann eine Mitschuld tragen.
  3. Missachtet der Vordermann durch fahrlässige Fahrweise Verkehrsregeln und bremst er plötzlich ohne triftigen Grund, haftet er laut Gerichtsurteilen in der Regel mit (z. B. mit einer Quote von 50:50).
  4. Bei einem Auffahrunfall mit vorangegangenem Spurwechsel kann der Vordermann sogar zu 100 % in der Haftung stehen sein.

Definition: Was ist ein Auffahrunfall?

Es handelt sich um eine Kollision zweier Fahrzeuge (oft durch Unaufmerksamkeit), die in dieselbe Richtung fahren. Der hintere PKW prallt gegen das Heck des vorausfahrenden Fahrzeugs, sodass ein Heckschaden zu beklagen ist (nicht selten ein Totalschaden durch einen verzogenen Rahmen bei hoher Aufprallgeschwindigkeit). Beim auffahrenden Fahrzeug entsteht ein Frontschaden. Nicht immer ist der Hintermann zu 100 % schuldig.

Häufige Fragen:

Ist der Auffahrende bei einem Unfall immer schuld?

Dem Anscheinsbeweis nach ja, aber im Einzelfall kann durch grundloses Bremsen eines Unfallbeteiligten eine Teilschuld entstehen. Um die Schuldfrage zu klären, sind die Umstände in jedem Fall zu würdigen, ein Unfallbericht ist anzufertigen. Lassen Sie sich von Unfallexperten Marcel Rump beraten.

Habe ich Anspruch auf Schmerzensgeld nach einem Auffahrunfall?

Ja, falls es zu einer nennenswerten Verletzung (Personenschaden) gekommen ist, die ärztlich attestiert wurde. Zu den „Klassikern“ gehört die HWS-Distorsion (Schleudertrauma). Ist es die Folge eines Auffahrunfalls, ist mit 500 bis 800 Euro Schmerzensgeld zu rechnen, je nach Intensität auch mehr.

Muss ich die Polizei rufen nach dem Auffahrunfall?

Es besteht keine Pflicht, falls es nur zu einem Blechschaden gekommen ist. Sobald ein Personenschaden vorliegt, müssen Polizeibeamte und Rettungskräfte verständigt werden. Im Zweifelsfall ist es besser, die Polizei zum Unfallort zu rufen, besonders wenn der Unfallgegner nicht kooperativ ist.

Anscheinsbeweis:

Schuldfrage bei Auffahrunfall klar?

Wer auffährt, hat Schuld! Dieses weit verbreitete Sprichwort gilt oft, aber eben NICHT immer. Das wird die Fallanalyse weiter unten noch differenziert zeigen.

Dem Anscheinsbeweis nach wird vermutet, dass der Auffahrende zu wenig Abstand gehalten hat, zu schnell fuhr oder abgelenkt war. Doch dieser Beweis dem Anschein nach lässt sich entkräften, wenn der Auffahrende z. B. beweisen kann, dass der Vordermann plötzlich die Spur gewechselt oder ohne jeden erkennbaren Grund gebremst hat. Im Streitfall kann ein Anwalt lösungsorientierte Hilfe leisten.

Zwischenfazit zum Auffahrunfall:

Ein Auffahrunfall ist insofern von der Schuldfrage her kein Freifahrtschein. Es gilt, die Umstände genau zu prüfen. Nutzen Sie die Einschätzung eines unabhängigen Kfz-Experten, um als Geschädigter Ihre Handlungsoptionen zu prüfen. Auch der Auffahrende kann Geschädigter sein!

Checkliste: Was tun nach Auffahrunfall?

  1. An der Unfallstelle bleiben und diese mit Warndreieck, Warnblinklicht & Warnweste sichern. Nach Möglichkeit sollten sich alle Unfallbeteiligten in Sicherheit bringen, z. B. hinter einer Leitplanke.
  2. Rufen Sie einen Krankenwagen und die Polizei, falls nach dem Unfall Verletzte zu beklagen sind. Leisten Sie bis zum Eintreffen Erste Hilfe.
  3. Unfallhergang dokumentieren: Sichern Sie Beweise, indem Sie einen Unfallbericht ausfüllen und Fotos schießen. Tauschen Sie alle Daten mit dem Unfallgegner aus.
  4. Sie sind sicher, keine Schuld am Auffahrunfall zu tragen? Dann steht Ihnen oberhalb der Bagatellgrenze (> 750 Euro Reparaturkosten) ein Unfallgutachten zu: Nehmen Sie Kontakt zu einem unabhängigen Kfz Gutachter wie Marcel Rump im Großraum Frankfurt auf!Auffahrunfall passiert?

Jetzt Schaden vom Kfz-Gutachter prüfen lassen
Lassen Sie den Schaden auf jeden Fall von einem Experten prüfen. Auch wenn oberflächlich nicht viel zu sehen ist, kann unter der Verkleidung aufgrund der energieabsorbierenden Karosserie das wahre Schadensausmaß liegen. Einen um wenige Millimeter verzogenen Fahrzeugrahmen können Sie mit bloßem Auge nicht sehen. Das Fazit „ist doch nichts passiert“ sollte Ihnen als Unfallgeschädigter nicht vorschnell über die Lippen kommen.

Auffahrunfall mit gegnerischer Versicherung regulieren:

Gut zu wissen!

Sie sollten den Schaden bei einem Auffahrunfall auch der eigenen Versicherung melden, falls eine Mitschuld im Raum steht (dann wäre auch das Quotenvorrecht eine Abrechnungsoption). Der Auffahrende mit der (alleinigen) Hauptschuld muss den Schaden seiner Versicherung melden. Wer die Schuld trägt, muss mit dem Verlust der Schadenfreiheitsklasse durch Hochstufung rechnen. Dies gilt für die Haftpflichtversicherung und die Vollkaskoversicherung, nicht für die Teilkasko.

Handelt es sich um einen klassischen Auffahrunfall ohne Mitschuld, kann der Geschädigte das Schadensmanagement in die Hände eines unparteiischen Kfz-Sachverständigenbüros legen. Es ist nicht erforderlich, sich auf die Versicherung des Unfallverursachers einzulassen.

Angesichts der drohenden Höherstufung kann es eine Option sein, den Schaden ohne Versicherung zu regulieren. Ein Einigungsprotokoll sollte dann die Basis sein und das Schadensausmaß muss feststehen.

Fallanalyse: Wer hat Schuld am Auffahrunfall?

Auffahrunfall mit stehendem Fahrzeug

Im Einzelfall ist zu unterscheiden, ob das Fahrzeug unfreiwillig (wegen eines Defekts) oder freiwillig dort stand und inwiefern es als Gefahrensituation eine Beeinträchtigung im Straßenverkehr darstellt (z. B. in einer Kurve). Während im ersten Fall oft eine Alleinhaftung durch den Auffahrenden vorliegt, kann im zweiten Fall je nach Standort eine Mitschuld durch eine erhöhte Betriebsgefahr vorliegen. Die Fahrweise des Fahrzeugführers ist auch zu prüfen.

Auffahrunfall wegen unerwarteter Vollbremsung

Bremst der Vordermann plötzlich stark ohne jeden Grund, ist eine Mitschuld sehr wahrscheinlich. Es kommt auch darauf an, ob der Hintermann vor der Bremsung bzw. dem Unfall den erforderlichen Sicherheitsabstand vorausschauend eingehalten hat.

Auffahrunfall nach Spurwechsel

Bei einem Auffahrunfall nach vorangegangenem Spurwechsel kann der Vordermann zu 100 % die Schuld tragen, wenn er plötzlich ohne ausreichenden Abstand wieder einschert.

Auffahrunfall durch Abwürgen des Motors

Mit einem solchen Ereignis müssen alle Autofahrer vorausschauend rechnen, insbesondere bei einem Fahrschulauto. In diesem Fall trägt der Auffahrende mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Regel die alleinige Schuld.

Auffahrunfall wegen Tier auf der Fahrbahn

Wer wegen kleiner Tiere wie Enten oder Igel stark bremst und einen Auffahrunfall dadurch auslöst, trägt regelmäßig eine Mitschuld. Bei großen Tieren wie Hirschen kann die Situation für Autofahrer anders aussehen, da eine Kollision gravierende Konsequenzen haben kann. So könnte z. B. die Windschutzscheibe brechen, womit ein erhebliches Verletzungspotenzial gegeben ist.

Auffahrunfall in der Waschstraße

In der Waschstraße dürfen Fahrer nicht bremsen! Das entschied das OLG Zweibrücken 2021 mit dem Aktenzeichen 1 U 63/19. Wer bremst und dadurch einen Auffahrunfall in der Waschstraße auslöst, trägt die Hauptschuld (im konkreten Fall betrugt die Haftungsquote 70:30). Es sei Autofahrern laut Gericht allgemein bekannt, dass in einer Waschanlage zwecks Vermeidung von Unfällen nicht gebremst werden darf.

Autobahn: Massenkarambolage: mit 3 Beteiligten (oder mehr)

Wer ist zuerst aufgefahren? Je mehr Unfallfahrzeuge, desto schwieriger die Rekonstruktion und Schuldzuweisung nach dem Auffahrunfall. Kommt es zu einem Kettenauffahrunfall auf der Straße, kann seit 2015 das vereinfachte Verfahren für die Versicherungsregulierung greifen. Jede Versicherung reguliert dann den Schaden am versicherten Fahrzeug.

Auffahrunfall durch Bremsmanöver provoziert = Schuld!

Wer Drängler als Vorausfahrender diszipliniert und ohne zwingenden Grund stark bremst, macht sich bei einem Auffahrunfall schuldig. Abbremsen ohne Grund führt immer zu einer Mitschuld, wenn nicht sogar zur Hauptschuld am Auffahrunfall!

Auffahrunfall? Diese Strafe (Bußgeld) droht

Ein Blick in den Bußgeldkatalog zeigt, dass eine Straße zwischen 30 und 200 Euro drohen kann. Je nach Vergehen bzw. Unfallhergang und Geschwindigkeit ist nebst Bußgeld auch mit Punkten in Flensburg zu rechnen.

Bei einem Auffahrunfall in der Probezeit kommt es darauf an, ob ein schwerwiegender A-Verstoß wie Missachtung der Vorfahrt oder eine deutliche Geschwindigkeitsüberschreitung oder ein B-Verstoß vorliegt. Bei einem A-Verstoß ist eine Verlängerung der Probezeit wahrscheinlich. Auch kann zusätzlich ein Aufbauseminar für Fahranfänger erforderlich sein.

Rolle der Anhängerkupplung bei Auffahrunfall?

Wer regelmäßig einen Wohnwagen mit dem Auto zieht, sollte auch die mögliche Rolle einer Anhängerkupplung bei einem Auffahrunfall bedenken. Diese kann den Schaden an beiden Fahrzeugen erheblich vergrößern. Ist die Anhängerkupplung abnehmbar, sollte von dieser Funktion Gebrauch gemacht werden.

Fazit: Auffahrunfälle sind nicht immer eindeutig …

… was die Schuldfrage angeht. Sie wissen jetzt, welche Faktoren zu einer Teilschuld bei solchen Verkehrsunfällen führen und warum sich der Anscheinsbeweis insofern entkräften lässt. Diese Unfallart zeigt exemplarisch, wie wichtig die Unfallaufnahme und Beweissicherung ist!

Nutzen Sie als Unfallopfer Ihr Recht, auf die Expertise eines neutralen Kfz-Sachverständigen wie Marcel Rump im Großraum Frankfurt am Main. Die Kosten für die Reparatur sind schnell exakt beziffert und bei Problemen mit der gegnerischen Versicherung (zahlt nicht) sind Sie mit einem Anwalt aus dem Sachverständigennetzwerk schnell handlungsbereit. Mit Marcel Rump genießen Sie auch umfassenden Wohnmobil-Sachverstand!

Sie wissen nicht, was nach Auffahrunfall zu tun ist und wie Sie den Schaden regulieren sollen?

Nehmen Sie Kontakt auf und nutzen Sie eine professionelle Erstberatung durch Marcel Rump, bekannt aus der Vox Serie Auto Mobil. Der Experte kann Ihnen aufgrund jahrelanger Erfahrungswerte schnell sagen, wie Ihr Auffahrunfall einzuordnen ist.